Mit den politischen, wirtschaftlichen, technischen und soziokulturellen Veränderungen änderte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der osmanischen Gesellschaft allmählich der traditionelle Lebensstil nicht nur im öffentlichen, sondern auch im privaten Raum. Damit entwickelte sich ein neues Gesellschaftsleben in den Familien. Um die Veränderungen im Lebensstil der Familien im Rahmen gesellschaftlicher Verhaltensregeln neu zu interpretieren, entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn der türkischen Republik eine moderne säkulare Benimmliteratur (âdâb-ı muʻâşeret literatürü) auf Basis zeitgenössischer europäischer bzw. französischer Quellen, die sich überwiegend an die muslimische urbane obere Mittelschicht wandte.